Wie viele Zacken hat eine Schneeflocke? Nicht schummeln! Sie haben eine Schneeflocke bestimmt schon sehr oft gesehen. So viel verrate ich schon mal: Egal wie viele Schneeflocken wir untersuchen würden, wir würden immer dieselbe Anzahl an Zacken feststellen.

Wussten Sie, dass es erstaunliche Parallelen zwischen einer Schneeflocke und der Persönlichkeit eines Menschen gibt?

Dieser Artikel wird Sie ca. zehn Minuten kosten und vielleicht mehr Verständnis für Ihr Leben schaffen als eine Seminarwoche über die Kommunikation. Wenn Sie wissen wollen, warum Sie mit den Menschen Konflikte haben, dann müssen Sie eine grundlegende Sache über Ihre Persönlichkeit verstehen. Daher kann ich Ihnen sehr ans Herz legen, diesen Artikel (zu Ende) zu lesen.

Ich hoffe, Sie haben ohne zu schummeln erraten, wie viele Zacken eine Schneeflocke hat. Es sind sechs Zacken an der Zahl. Es gibt Milliarden von Schneeflocken, und jede, wirklich jede hat sechs Zacken. Aber jede Schneeflocke hat ihr eigenes Muster und ist ein Unikat. Warum ist das so? Dazu müssen wir etwas tiefer blicken.

Zuallererst würde ich gerne etwas klarstellen. Wenn Sie über etwas richtig nachdenken wollen, müssen Sie die richtigen Begriffe wählen. Irgendwie stört mich, dass die Schneeflocke Schneeflocke heißt. Sollte nicht das, was drin ist, auch draufstehen? Sagen wir, wir ersetzen das Wort Schnee mit dem Wort Wasser. Dann heißt sie, zumindest den Blogartikel lang, Wasserflocke.

Wir wollen auf das Wasser hinaus. Jeder kennt das aus der Schule: Das Wasser kann, unter bestimmten Temperaturen, drei Aggregatzustände annehmen. Es kann verdampfen, sich verflüssigen oder gefrieren.

Unsere Wasserflocke ist unter Kälte entstanden. Der Grund, warum sie zum Sechseck geworden ist, liegt an der  Molekularstruktur des Wassers.

Sehr vereinfacht gesagt, ist eine Wasserflocke ein „Foto“ der angehaltenen Wassermoleküle in einer ganz bestimmten Ordnung unter ganz bestimmten Bedingungen.

Eine Wasserflocke ist eine „festgehaltene“ Momentaufnahme.

Die Baustruktur einer Wasserflocke ist bedingt, das Baumuster hingegen bedingungslos. Demnach kann eine Wasserflocke so werden, wie sie „will“. Frei-willig also.

Das hier kommt nicht aus der Schule.

Wie viele Zacken hat Ihre Persönlichkeit?

Wären wir doch so einfach gestrickt wie eine Wasserflocke. Ganz ehrlich? Wie viele Zacken Ihre Persönlichkeit hat, weiß ich nicht. Aber, was ich weiß, ist, dass jeder von uns, wie auch eine Wasserflocke, ein Unikat ist. Und jeder von uns hat einen Architekten, der unsere Persönlichkeit bildet. Und den müssen wir uns ansehen.

Wieder wollen wir auf das Wasser hinaus.

Was für die Wasserflocke das Wasser ist, ist für die Persönlichkeit der Geist. Er ist ihre Grundsubstanz. Das ist der Stoff, aus dem jede Persönlichkeit entsteht.

Die meisten LeserInnen werden jetzt glauben, ich habe eine schöne Allegorie zwischen einer Wasserflocke und einer Persönlichkeit gebracht. Dabei beschreibe ich ein Naturgesetz. 

Ich glaube, es ist an der Zeit für etwas Natur-Magie.

Sobald sich das Wasser erwärmt und die Moleküle sich wieder schneller bewegen „dürfen“, zerbrechen die Strukturen einer Wasserflocke. Die Moleküle „lassen einander los“. Loslassen.

Ob eine Wasserflocke weiß, dass sie gefrorenes Wasser ist? Ob sie weiß, dass auch andere Wasserflocken aus Wasser bestehen? Ob sie andere Wasserflocken mag? Ob sie Angst hat, wieder zu Wasser zu werden? Ob sie das überhaupt will?

Sobald es wärmer wird, wird keine Rücksicht auf die Form genommen. Das ist ein Naturgesetz. Was du liebst, lass los. Kommt Ihnen das bekannt vor?

Bei Wärme also wird alles wieder zu flüssigem Wasser. Nebenbei bemerkt, ist es egal, ob australische, asiatische, amerikanische, afrikanische (ja, in Afrika gibt es auch Schnee) oder europäische Wasserflocken zerschmelzen. Die Wasserflocken werden wieder vereint werden.

Ungeachtet dessen, welche Weltanschauung sie haben, welcher Religion, welcher Nationalität, welchem Geschlecht sie angehören oder welche Persönlichkeit sie haben. Könnte es sein, dass, wenn unsere Persönlichkeiten sterben, wir alle wieder vereint werden?

Aber vorher gibt es noch eine Hürde. Schon vergessen? Jeder von uns ist für sich einzigartig. Das muss so sein. Denn es ist kalt. Aber genau diese Einzigartigkeit macht die Kluft zwischen uns auf. Wenn wir nicht aufpassen, glauben wir, andere Strukturen „brechen“ zu müssen, weil sie nicht unseren eigenen entsprechen.

Machen wir uns nichts vor: Wenn jemand versucht, uns zu „brechen“, hat das physische Konsequenzen, das tut verdammt weh und ist manchmal sogar tödlich. Dann ist es vorbei mit dem Leben der Persönlichkeit.

Kann das „Brechen“ einer Persönlichkeit eine Lösung sein? Ich meine, nein. Ich meine, wir müssen die Kälte nicht einfach so hinnehmen. Denn im Gegensatz zu Wasserflocken können wir etwas dagegen tun.

Wir könnten unsere Persönlichkeiten selbst „erwärmen“. Aber was nur „erwärmt“ unsere Persönlichkeit? Oder besser gefragt, was erwärmt unseren Geist?

Den Geist bringt nur ein Gefühl in eine wohltuende Regung. Das ist ein ganz bestimmtes Gefühl, und Sie kennen es. Es ist die Liebe.

Wen man liebt, dem wünscht man Wohl. „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“ – auch mal gehört? Es ist nicht schwer, jemanden zu lieben, der uns im Geiste ähnlich ist. Aber wie liebt man jemanden, der so sehr anders ist als man selbst?

Der Weg ist lang, aber es gibt ihn.

Wird in dem Satz von Jesus etwa nicht die Selbstliebe vorausgesetzt, um sie an die anderen abgeben zu können?

Und wenn Ihre Persönlichkeit für Sie so unbekannt ist wie ein Fremder, wie wollen Sie sie dann lieben?

Kennen Sie sich selbst? Lieben Sie sich selbst? Lieben Sie das, was Sie kennengelernt haben?

Die Königsdisziplin geht so: Sie fangen an, Ihre Persönlichkeit kennenzulernen, um sie zu lieben. Um danach den Geist, den Architekten und den Schöpfer Ihrer Persönlichkeit lieben zu lernen. Um danach den Schöpfer aller Persönlichkeiten lieben zu lernen. Um jede Schöpfung diesen Schöpfers lieben zu lernen.

Das ist keine Ideologie. Das ist die geistige Physik.

Anstatt die Zacken anderer Menschen zu brechen oder ihre Strukturen zu kritisieren, um die Muster angleichen zu können, könnten wir einfach versuchen, unseren vorübergehend gefrorenen Zustand wahrzunehmen und ihn zu erwärmen – in Liebe.

Ob wir es wollen oder nicht, glauben oder nicht, Angst haben oder nicht, uns darüber ärgern oder nicht: Jede Persönlichkeit wird in die Bestandteile zurückfallen, aus denen sie zusammengesetzt wurde.

Das Festhalten an der eigenen Wasserflocke ist eine sehr kurzweilige Angelegenheit.

Wasser bekämpft kein Wasser. Wasser vergiftet kein Wasser. Wasser vereint sich mit Wasser. Sobald die Kälte vorüber ist, wird sich Flocke mit Flocke vereinen und zu einem einzigen Wasser werden.

Lassen Sie liebend (bedingungs)los.

 Autorin: Maia Egger

Bild: Kacper Szczechla

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