„Ich verstehe“, dachte ich damals, als ich mir meine Buchungen für das nächste Quartal ansah. Schon wieder ärgerte mich, dass ich ganz eigenartig eingeteilt worden war. Was war passiert? Hatte ich nicht genügend freie Stunden zur Verfügung gestellt? Warum wurde ich so schlecht gebucht?

Die Schlauen kennen die Antwort schon. Ich kannte sie auch. Bevor ich dem Institut meine Verfügbarkeiten bekanntgegeben hatte, ja, noch bevor ich die Leitung kannte, wusste ich: Das würde nicht gut gehen. Wer die Macht in die Hände anderer legt, darf sich nicht über eine Nebenrolle wundern.

Ich muss mich an dieser Stelle selbst aus meinem Seminar „Die Kraft der Selbstdisziplin“ zitieren: „Bewegen Sie sich selbstbestimmt in eine Richtung, oder Sie werden in irgendeine bewegt.“

Was hatte ich mir dabei gedacht, als ich dem zugestimmt hatte, für Bildungsinstitut X tätig zu werden? Gewissheit und ein gesichertes Einkommen. Aber eben zu einem sehr hohen Preis, dem der Unabhängigkeit und der Selbstbestimmung. Dabei waren es genau diese zwei Faktoren, die mich aus dem Angestellten-Dasein in die Selbständigkeit gezogen hatten. Sicherheit scheint auf uns Menschen eine betörende Wirkung zu haben.

Nie hatte ich einen Mangel an Mut oder Disziplin. Das nicht. Aber mit Selbstdisziplin ist es komplex: Wo kein Kläger, da kein Richter. Wer, bitte, sollte mich dafür bestrafen, dass ich wieder einmal auf „Nummer Sicher“ gegangen bin? Wie gesagt, der Preis ist hoch, aber man kann sich sehr gut selbst belügen. Dass man ja eigentlich nichts dafür kann. Dass die Eltern einen falsch erzogen haben. Oder dass man kein Verkäufertyp ist. Alles Ausreden! Faule, langweilige, erbärmliche Ausreden!

Und deshalb tat ich, was ich schon längst hätte tun müssen: Ich sagte Nein zur Sicherheit und Ja zum Risiko. Ich hatte mich dafür sogar schon vorbereitet, meine Produkte konzipiert, meinen Auftritt geplant und mit dem Verkauf gestartet. Letzterer ging etwas holprig über die Bühne, aber das macht nichts. Trial and Error!

Ob ich Angst hatte? O ja! Angst, zu scheitern, sich lächerlich zu machen und nichts zustande zu bringen. So ehrlich muss ich sein. Aber Gott sei es gedankt, dass wir keine Steinzeitmenschen mehr sind. Da würde das Scheitern mit dem Hunger oder gleich dem Tod bestraft. Das ist vorbei. Also, was hatte ich zu verlieren?

Mehr denke ich daran, was ich verloren hätte, wenn ich es nicht getan hätte. Ich hätte Respekt vor mir selbst verloren. Ich hätte meine Unabhängigkeit verloren und sinnvoll investierte Lebenszeit. Der Preis wäre viel zu hoch, um nicht tätig zu werden.

Und Sie? Glauben Sie auch, dass Sie wirklich etwas zu verlieren haben, wenn Sie mutig sind?

Autorin: Maia EGGER

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